Bombenabwurf über Riggisberg 1943

Geschichte / Bildergalerie

Fusionen

Per 01. Januar 2021 haben die beiden politischen Gemeinden Riggisberg und Rümligen fusioniert. Bereits per 01. Januar 2009 hat Riggisberg mit der Gemeinde Rüti bei Riggisberg fusioniert.

Dorfteil Riggisberg

Es wird angenommen, dass das heutige Gemeindegebiet auch schon zur Römerzeit bewohnt war. Über Muri bei Riggisberg führte wahrscheinlich eine römische Strasse, die Thun und Avenches verband. Streufunde deuten auf eine römische Siedlungsgeschichte, die aber bisher nicht näher erforscht ist.

Die erste, uns bekannte, schriftliche Erwähnung der Ortschaft stammt aus dem Jahre 1148. Unter dem Namen Richesperc wird das Dorf in einer von Papst Eugen III unterzeichneten Urkunde zusammen mit weiteren, dem Kloster Rüeggisberg zugehörigen Orte aufgeführt.

Die mittelalterliche Besiedlungsgeschichte oder Landnahme dürfte noch vor der ersten Jahrtausendwende damit begonnen haben, dass alemannische Bauern aus dem Mittelland in den Voralpen zu roden begannen. Daraus ist auch das Geschlecht der Edlen von Riggisberg hervorgegangen. Wir wissen, dass sich Vertreter später hauptsächlich in Freiburg aufhielten. Im 13. Jh. gründete dort Jacob von Riggisberg das heute prachtvoll renovierte Franziskanerkloster.

Im 14. Jh. gelangte Riggisberg durch Erbschaft unter die Herrschaft des berühmten Berner Geschlechts von Erlach. Damit wurde für das Dorf eine Sonderstellung begründet. Als Freyherrschaft war es ausschliesslich den Adelsfamilien unterstellt. Grosse Namen aus der Geschichte des bernischen Staatswesens waren im Schloss anzutreffen: Hans von Erlach (1474 - 1539), mehrfach gewählter Schultheiss, leitete die Staatsgeschäfte während der schwierigen Zeit der Reformation sehr umsichtig.  Im Jahre 1700 liess Albrecht von Erlach (1644 - 1723) das bis heute bestehende dreigeschossige Schloss bauen. Eine Glanzzeit erlebte Riggisberg unter der Herrschaft Abraham von Erlachs (1716 - 1782). In französischen Diensten wurde er Generalleutnant. Mit seiner adeligen, französischstämmigen Frau, Suzanne-Anne-Marie Masson de Bessé hielt er im Schloss prunkvoll Hof.

Abgesehen von einem kurzen Unterbruch dauerte diese Herrschaft der von Erlach über 400 Jahre. Sie endete 1799, fast zugleich mit dem Untergang des alten Bern, anlässlich des Franzoseneinfalles.

Während der Helvetik gehörte Riggisberg zum Distrikt Seftigen, der mit der neuen Kantonsfassung von 1831 den Status eines Amtsbezirks erhielt.

1943, in der Nacht vom 12. auf den 13. Juli, wurde das Dorf irrtümlicherweise von einer Fliegerstaffel der Alliierten bombardiert, was grossen Sachschaden anrichtete, aber wie durch ein Wunder keine Menschenleben forderte.

Vom Bauerndorf zum gewerblichen Zentrum mit Verkehrspunkt in der Region

Bis etwa 1800 stellte Riggisberg vor allem ein durch das Patriziat im Schloss beherrschtes Bauerndorf dar. Nach den politischen Übergangswirren und der Schaffung der Bundesverfassung von 1848, im 19. und im 20. Jahrhundert, entwickelte sich die Ortschaft allmählich auch zu einem Gewerbedorf. Da das Projekt einer Bahnverbindung zwischen Freiburg und Thun unverwirklicht blieb, wurde das Strassennetz umso prägender für die Ortschaft, denn Riggisberg liegt im Wegkreuz der Verbindungen Gürbetal - Schwarzenburgerland und Längenberg - Gurnigelgebiet. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die bis heute bestehenden Verbindungsstrassen in die Region erstellt.

Seit 1967 beherbergt Riggisberg die Abegg-Stiftung, deren Museum und textilwissenschaftliches Institut Weltruf besitzen.

Dorfteil Rümligen

Mit dem Namen Ruomelinga wird das Gebiet unserer Gemeinde im Jahr 1115 erstmals erwähnt. Aktenkundig sind zudem Rumilenges, 1134, und bereits ab Mitte des 13. Jahrhunderts die heute noch gültige Form Rümligen.

Geschichtliche Fakten weisen darauf hin, dass die Gemeinde Rümligen eng mit der Entwicklung des Schlosses zusammenhängt. Der ursprüngliche Landbesitz dürfte weitgehend dem Gebiet unserer Gemeinde entsprechen. In den Lexika wird unter dem Stichwort „Rümligen“ in der Regel vor allem über das Schloss berichtet.

Ursprünglich stand an der Stelle des Schlosses ein römischer Turm. Es gibt Einzelfunde aus der Römerzeit, die im Besitze des historischen Museums sind.

Im frühen Mittelalter gehörte das Gemeindegebiet als Teil der Grafschaft Burgund den Freiherren von Rümligen, Rittersleute, die im Bereich ihrer Herrschaft die niedere Gerichtsbarkeit (ungefähr dem Amtsgericht entsprechend) ausübten. Die Familie war sehr begütert. Es verwundert deshalb nicht, dass Lütold von Rümligen 1072 das Kloster Rüeggisberg (ein Kluniazenserpriorat) stiftete, mitsamt den zum Überleben notwendigen Grundlagen. Während die Talsohle durch die Gürbe stets bedroht und zum Teil versumpft war, konnte das Land am Abhang des Längenbergs gut bebaut werden und galt daher als bevorzugte Wohnlage.

Ab dem 13. Jahrhundert ging es der Familie schlechter. 1276 büsste sie den Freiherrenrang (Siegel) ein und musste später Schloss und Herrschaft wegen hoher Verschuldung verkaufen. Es erging ihnen gleich wie vielen anderen Herrschaftsfamilien im Einzugsgebiet der wachsenden Stadt Bern. 1386, nachdem die Landgrafschaft Burgund kampflos an den erstarkten Stadtstaat überging, erlangten die Berner die Landeshoheit über Rümligen. Sie ordneten das Gebiet, unter Wahrung der Twingrechte der Herrschaftsleute (ab 1515 waren es Berner Patrizer), in das Landgericht Seftigen ein. Durch Kauf und Erbgang kamen Burg und Herrschaft nacheinander an die Familien der von Erlach, von Wattenwyl, von Frisching und von Tscharner.

Das Schloss hat in Turm und Wohnbau bis heute die mitteralterliche Burganlage weitgehend bewahrt und gilt als bedeutendes Baudenkmal.  F. von Wattenwyl liess 1685 den grossen Wohnteil an den früheren Wohnturm anbauen, Samuel Frisching 1709 das Schloss im Barockstil erneuern und die Terrassengärten mit Weiher und Springbrunnen anlegen.

Erst nach dem Einmarsch der napoleonischen Truppen im Jahr 1798 wurde Rümligen erstmals eine ordentliche bernische Gemeinde mit gleichberechtigten Bürgern.

Um mündige Staatsbürger heranzubilden, mussten die bernischen Gemeinden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Schulen einrichten. Die Gemeinden Kaufdorf, Kirchenthurnen und Rümligen mit den Weilern Hasli und Hermiswil bildeten eine Schulgemeinde, die weitgehend identisch mit der Kirchgemeinde war. Im Jahre 1847 bauten Kaufdorf und Rümligen eigene Schulhäuser, da die 180 Kinder in einer einzigen Klasse im Kirchgemeindehaus zu wenig Platz hatten. Der Lernerfolg mit einer einzigen Lehrkraft liess zu wünschen übrig.

Dorfteil Rüti

In einer ersten urkundlichen Erwähnung ist das Dorf 1345 als Rüti verzeichnet. Der Name geht auf das althochdeutsche Wort ‚riod', Rodung, zurück.

Im Mittelalter unterstand Rüti der Herrschaft Riggisberg, damit dem Berner Adelsgeschlecht der von Erlach.

Bei Untergang des Ancien Régime 1798, während der Zeit der Helvetik, gehörte das Dorf zum Distrikt Seftigen, ab 1831 zum Amtsbezirk Seftigen.

Rüti war vor allem im 19. Jahrhundert als Sitzgemeinde des international bekannten Gurnigelbads bedeutend. Von hier aus nahmen Gäste aus ganz Europa das letzte Wegstück zur Badekur im schönen Gantrischgebirge in Angriff.

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